Das ganze Leben ist Event. Und Berlin ist seine Hauptstadt. Hier geht einfach immer was. Denn der stete Strom vergnügungswilliger (und spendierfreudiger) Touristen und die durcheventisierten Bewohner wollen Spektakel: Die Besucher, damit sich der Aufenthalt gelohnt hat und der Mythos der fortgesetzt im Aufbruch befindlichen Hauptstadt samt ihrem übergroßen “Kultur”-Angebot bestätigt wird. Und die Einwohner, damit es sich permanent so anfühlt, als könnte man ganz abgefahrene Dinge erleben (auch wenn man maximal 0,1% des Angebots nutzt).
Und so wurde das seit einigen Jahren durchgeführte “Festival of Lights” “konzeptuell neu aufgestellt” und noch größer, besser, gigantischer. Ganze 16 Tage lang hieß es im Oktober “Berlin leuchtet”. Die Motivation sei, „mittels der Symbolkraft des Lichtes die positiven und international herausragenden Entwicklungen und Besonderheiten Berlins erstrahlen [zu] lassen“, so Jürgen Gangl vom Vorstand des Vereins “Berlin leuchtet e. V.” Natürlich konnte man ausgewählte Routen buchen (“Lichtertouren”) und natürlich gab es auch ein Feuerwerk. Mit 600000 zusätzlichen Übernachtungen wurde im Vorfeld gerechnet.
Bei all diesen Superlativen muss ich auf eine Studie der FU verweisen, in der unter großem Aufwand herausgefunden wurde, dass der Himmel über Berlin nachts heller ist als der über dem Land Brandenburg. Berlin leuchtet ständig, 365-366 Nächte im Jahr. Und man braucht nicht unbedingt zum Reichstag in Regenbogen-Farben, um das NachtLicht einzufangen.
Alle Fotos: © Florian Kuhne