“Als er die Straßen entlangblubberte, fiel ihm das Ehepaar ein, von damals. Sie kamen von hier, aus Almería, hatten ein kleines Musikgeschäft. Auf jeden Fall waren sie in der Sierra unterwegs, mit ihrem Landrover, als sie Satan Loco unvermittelt über den Weg laufen sahen. Sie wendeten auf der Stelle und berichteten den Behörden von dem verwildert aussehenden und eigenartig scheuen Mann. Und die Policia Municipal war ausgerückt und hatte Satan Loco aufgespürt. Wie eine wildes Tier hatten sie ihn einfangen müssen. Dann, später, in der Stadt, konnte er sich losreißen, weil es zwischen den Beamten Kompetenzschwierigkeiten gab.
Diese Geschichte gelangte auf Umwegen zum König Juan, der diesen unbeugsamen Sonderling kennen lernen wollte. Und der König war es dann, der, weil er Gefallen an Satan Loco gefunden hatte, dafür sorgte, dass dieser keine Repressalien mehr zu spüren bekam. Der König ließ sogar anordnen, dass solche Personen zu schützen seien, ob ihrer freiheitlich-individuellen Lebensführung, die als Vorbild für eine dem Werteverfall unterworfene Gesellschaft dienen sollte, daher unbedingt in ihrer speziellen Lebensform zu unterstützen seien wo es nur geht. Sozusagen bedrohtes Kulturgut.”
Schneider, Helge, Satan Loco, Kiepenheuer&Witsch: Köln 2011
Literat (Wikipedia)
Obwohl ich dem Sinn des vorliegenden Meisterwerks bzw. dem roten Faden der Geschichte nicht hundertprozentig folgen kann und vermutlich noch das ein oder andere mal “drüberhören” muss, war genau diese Stelle für mich der Moment wo sich alles ändert und Satan Loco vom vormals stigmatisierten Verbrecher zu dem (Sinn)bild wird das er vermutlich auch sein soll.
Große Hirne stinken wohl doch ähnlich um einmal diese englische Metapher zu benützen.
Und liebe Kinder – ist Satan Locos in dieser Szene neu erworbener Status nicht das erstrebenswerteste Ziel im Leben?