Heute stand ich zum wiederholten Male vor verschlossenen Türen. Wenn Anspruch und Wirklichkeit so weit auseinander klaffen, dann hat ein Angehöriger ja wohl das Recht zur Beschwerde. Und hofft auf Besserung. Denn sonst kommt es irgendwann zur von Bernd Stromberg heraufbeschworenen Situation: “Wenn der Arm so stark juckt, dass kratzen nicht mehr hilft, dann muss er ab, der Arm.”
Im Folgenden der Wortlaut einer heute an das Präsidium, den Senat, die Universitäts-Bibliotheksleitung und andere versandten Hinweis-auf-Missstände-Email:
“Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich musste mich heute zum wiederholten Male wirklich ärgern! Es liegt m. E. tatsächlich eine unbeschreibliche Diskrepanz zwischen dem “exzellenten” Anspruch der Freien Universität und der Bereitstellung von Ressourcen für die Studierenden vor. Dazu zähle ich – abgesehen von einem (trotz elektronischer Datenerfassung) nicht zu begreifenden verwaltungstechnischen Aufwand in allen Bereichen (nur ein Stichwort: Zweidrittelbescheinigung für den Übergang zum Master) – auch die Öffnungszeiten der Universitätsbibliotheken. Es ist schon fast unverschämt, sich einerseits “Exzellenz” und “exzellente Bedingungen” auf die immer schön in den bildungspolitischen Wind gehaltenen Fähnchen zu schreiben (schreiben zu lassen) und andererseits alle wichtigen Bibliotheken auf dem Campus inklusive der zentralen Universitätsbibliothek erst ab neun Uhr zu öffnen. Was hat man sich denn dabei gedacht? „Unsere Studierenden kommen doch sowieso erst um zehn?“
Nein, meine Damen und Herren, es soll tatsächlich auch an Ihrer Universität leistungswillige und vor allem früh aufstehende Studierende geben, die gerne vor neun Uhr anfangen würden zu arbeiten. Bei kleinen Einrichtungen wie dem Osteuropa-Institut könnte ich ja noch verstehen, dass man den Mitarbeitern einen späteren Arbeitsbeginn gewährt, aber die zentralen Einrichtungen wie UB, Philologische Bibliothek und bis vor Kurzem auch die EWI-Bibliothek müssen den Studierenden länger zur Verfügung stehen. Insbesondere, wenn es sich, wie im Falle der letztgenannten, um Präsenzbibliotheken handelt.
Es kann doch einfach nicht wahr sein, dass Studierende bis neun Uhr ausharren müssen, um dann endlich in die „heiligen Hallen“ vorgelassen zu werden. Nehmen Sie sich mal ein Beispiel an der Universitäts- und Landesbibliothek in Münster. Die zentrale ULB ist von 8-24 (wochentags) und von 10-18 (samstags und sonntags) geöffnet, das ist Service. Auch die Bereichsbibliotheken wie die ZB Sozialwissenschaften öffnen wochentags von 8-22 Uhr! Und die Universität Münster gehört nicht zu den so genannten „exzellenten“ Universitäten.
Denken Sie bitte darüber nach, ob es nicht angezeigt ist und der Anspruch einer „Exzellenz-Universität“ sein sollte, den Studierenden wirklich gute (soll heißen: exzellente!) Bedingungen zu bieten. Dazu gehört im Besonderen die Möglichkeit, so oft und so lange wie möglich, auf die Bestände der Universitäts-Bibliotheken zugreifen zu können. Die bestehenden Öffnungszeiten sind lachhaft und ein Hohn für jeden leistungswilligen Studierenden.
Mit freundlichen Grüßen und der Bitte um eine Stellungnahme,
XXX”
Wer die Aufregung über solcherlei Kleinigkeiten als besserwisserisch-spießig-kleinkariert abtut, sollte bedenken, dass große Veränderungen im Kleinen beginnen und man die Missstände im Einzelnen nicht sieht, wenn man nicht mit der Nase draufgestoßen wird.
Gab’s da eigentlich eine Antwort drauf?