Berlin atmet Geschichte – In jedem Winkel der Stadt lässt sich Historisches entdecken. Allgegenwärtig sind bis heute vor allem die Teilung Berlins und deren Spuren, aber auch die, die die Teilenden zurückgelassen haben.
Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf, der u. a. die Freie Universität beheimatet, bot jahrzehntelang der US-Army (requirierten) Boden und Gelände für ihr Berliner Headquarter und die Stationierung von Truppeneinheiten. An der Clayallee befand sich der Sitz des Stadtkommandanten, heute ist dort das US-amerikanische Konsulat untergebracht. In direkter Nachbarschaft entstanden Baracken und eine ganze Siedlung, insgesamt 1200 Wohneinheiten mit Schule, Kindergarten, Einkaufszentrum und Kino.
Obwohl von Anwohnern immer noch „Ami-Siedlung“ genannt, ist das heutige Parkviertel Dahlem schon seit Mitte der 1990er Jahre nicht mehr Standort der „Besatzungsmacht“ (diese ist heute weiter südöstlich engagiert).
Und wie überall in Berlin findet sich alsbald jemand, der preiswerten Wohnraum auf teurem Grund zu teurem Wohnraum umbaut. „Dahlem Paradise“ nennt sich das Projekt, das vom Architekten Hans-Christof Ernst stammt und von einer österreichischen „Immobilien Gruppe“ realisiert wird. Einzelhäuser stehen neben Appartements, wie es gerade so modern zu sein scheint in der Hauptstadt der Gentrifizierer, um eine „Durchmischung“ zu gewährleisten. Den Quadratmeter gibt es schließlich auch schon ab 4000 €. Der Bezirksbürgermeister von Steglitz-Zehlendorf (CDU) ließ sich gleich zu Enthusiasmus hinreißen: „In unserem Bezirk gibt es Bedarf an teurem Wohnen. Deshalb freue ich mich, dass hier jetzt etwas passiert.“
Ich habe mich mal auf den Weg gemacht und die Überreste einer Zeit festgehalten, die nicht nur vergangen ist, sondern bald auch überbaut.
Alle Fotos: © Florian Kuhne
Ich habe auch Bedürfnis an teurem Wohnraum! Tss… Hat nicht schon einmal eine Art “österreichische Immobilien-Gruppe” versucht, Berlin anzuhübschen?